Ruhrgebietsschmuck

Anlässlich eines Wettbewerbs zum Projekt "Designkiosk-Ruhr", der von Mai bis August 2010 stattgefunden hat,habe ich einige Anhänger aus Eierkohlenstücken des Ruhrgebietes entworfen.
Zu meiner großen Freude waren sie Teil dieses tollen Projektes.


Die ganze Arbeit am Projekt hatte so eine nette Geschichte, dass ich sie hier gern erzählen möchte:

Das Gold von der Ruhr
Wie ist er entstanden, der Eierkohle-Anhänger?

Kurz nachdem ich die Einladung zur Teilnahme am Wettbewerb zum Design-Kiosk erhalten hatte war ich mit Gästen am Tetraeder. Der Weg die Halde hinauf ist übersät mit Kohlestückchen und oben, so weit das Auge reicht...Schornsteine, Fördertürme...
Das Ruhrgebiet als Kohleregion scheint hier noch sehr lebendig.
Auf unserem Kamin lagen auch schon lang zwei Stückchen Eierkohle,
irgendwann an einer leerstehenden Fabrik in einem waldigen Bachtal gefunden,
die auf eine sinnvolle Verwendung warteten, für den Ofen waren sie zu hübsch.
Diese Kohlestückchen umkreiste ich nun eine Weile.
Ein Stück Kohle, das „Ruhrgold“ oder das „schwarze Gold“,
als Erinnerung von einem touristischen Ausflug ins Ruhrgebiet mit nach Hause zu nehmen erschien mir logisch zwingend. Der Rest war dann irgendwie nicht mehr schwierig.
Für die Herstellung des „Ruhrgoldes“ musste nun natürlich Eierkohle beschafft werden.
Viele der Brennstoffhändler führen heutzutage gar keine „festen“ Brennstoffe mehr,
geschweige denn Eierkohle.
Bei einem Kohlehändler auf dem Land wurde ich fündig: „Eierkohle? Klar, kein Problem, komm’Se vorbei“.
Da stand er vor mir, wie aus dem Bilderbuch, mit langen grauen Haaren und ebensolchem Bart, von oben bis unten voller Kohlestaub...
...und führte mich stolz zu seinem Haufen...
...und es war gar keine ei-förmige Kohle aus dem Pott sondern wie-auch-immer-förmige Kohle aus England.
„Kohle aus’m Pott? Gibs schon ewig nicht mehr! Die kommt alle aus England oder China!“ Das ging ja nun aus rein patriotischen Gründen schon mal gar nicht.
Also hab ich mich auf die Suche gemacht und jeden Hinz und Kunz und Hans und Franz gefragt.
Einige Wochen später meldete sich ein guter Freund, ganz pott-fern aus Bielefeld.
Er hatte seinen Keller entrümpelt und „einen kleinen Restbestand“ richtige echte Pott-Eierkohle gefunden : 4 (Vier!) Zentner. Gerettet!
Dachte ich!
Der Designkiosk bewarb nun eine Variante der Eierkohle, von der ich nur ein einziges Probestück hatte: ein eher eckiges Stück mit Querrillen, so dass sich drei vergoldete Streifen ergaben.
Eigentlich möchte ich als Kunde das kaufen, was ich sehe und so musste also auch diese Variante noch gefunden werden.
Wiederum einige Wochen später standen zwei Freundinnen mit schwarzen Nasen vor der Tür: Eine ihrer Töchter hat sich ein altes Haus gekauft und die beiden hatten dort im Gartenkompost einen „Kohleflöz“ mit genau dieser Eierkohlen-Variante gesichtet und eine größere Ausgrabung gestartet.
Leider waren diese Kohlestückchen mit ordentlich Erde beschichtet, so dass ich eine kleine Kohlenwäsche einrichten musste. Danach sahen die Stücke wieder recht ordentlich aus und konnten weiterverarbeitet werden.
So hat es nun drei unterschiedliche Varianten des „Schwarzen Goldes“ gegeben, aber die Geschichten, die sich um die Dinge spinnen, sind ja sowieso oft das Beste an der Sache!

Nachdem beim Bearbeiten der Kohle einiges an Staub anfiel, hab ich gleich ein wenig weitergearbeitet.
Es enstand Kleisterpapier und so manches Schmuckstück aus Papier.
Die benutzten "Farbgeber" waren ausschließlich der Kohlestaub und ein wenig "Wäscheblau", das seit alters her benutzt wird, um vergilbte Wäsche weißer aussehen zu lassen.
Vieles ist hier nachzulesen:

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